"Ich mache Interrail.", sagte sie...

...und tat es nicht.

Nachdem ich die schriftlichen Abiturprüfungen Ende Januar hinter mich gebracht hatte, ergab sich für mich das erste mal wahre Freizeit. Eine Zeit, in der ich so gut wie nichts zu tun hatte, zwar etwas arbeiten ging, aber mir sich das erste mal die Aufgabe stellte meinen Tag zu meiner eigenen Verfügung zu haben. Mir wurde klar, dass nach dem Abitur diese Art der Zeit häufiger werden würde und dass ich sie gestalten will.
Großen Respekt hatte ich vor diesem Abenteuer, das ich ziemlich planlos anging und nahm es mir als Strategie so vielen Leuten wie möglich davon zu erzählen, was ich vor habe, um Tipps und Ideen anderer in meine Planung mit einzubringen. Aber noch viel mehr tat ich es, um Mut zu sammeln es wirklich zu wagen alleine loszufahren und durch das erzählen die Angst davor möglichst klein zu halten.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich erzählte, dass ich Interrail mache, doch das tue ich nicht. Auf jeden Fall nicht jetzt. Aber warum?
Weil es sich anders ergeben hat. Im Moment ist alles so verdammt spontan, was unfassbar spannend ist. Immer dachte ich, dass es mich nervös machen muss, wenn etwas spontan ist. Aber das ist es überhaupt nicht.
Spontan wurde ich von unserem aller liebsten Jugendreferenten während meinem Mittagsschlaf angerufen, ob ich spontan nach Berlin auf ein Seminar fahren kann. Verschlafen sagte ich zu. Also warteten 3 Tage Berlin auf mich auf Einladung der rheinland-pfälzischen Landesvertretung. Da 5 Tage nach dem Seminar der Kirchentag in Berlin beginnen soll, beschloss ich, dass ich keine Ewigkeiten in Zug und Bus verbringen will, nur um zwischendurch nach Hause zu kommen, wo mich im Moment nichts wirklich hinzieht, außer vielleicht die Menschen, die mir am Herzen liegen. Deshalb bleibe ich in der Zwischenzeit bei meiner Oma in Braunschweig.
Und danach wird es nach Griechenland gehen. An einem Samstag Abend beschloss ich einen Freund während seinem Praktikum in Athen zu besuchen. Sonntagmorgen buchte ich den Flug, Sonntagnacht fiel mir auf, dass 16  Tage nur Athen alleine vielleicht öde werden könnten. Deshalb buchte ich Montagmorgen einen Segeltörn, um die Peloponnes zu erkunden. Nein, in Griechenland war ich noch nie, Griechisch kann ich auch nicht und ich weiß auch nicht, ob ich seefest bin. Aber genau das ist das schöne.
Ich freue mich wie ein kleines Kind.
Also mache ich keinen Interrail einfach aus dem Grund, dass ich spontan über bessere Dinge gestolpert bin. So wird es nicht blieben, das weiß ich. Irgendwann werde ich mich mehr bemühen müssen und es wird mir weniger so in den Schoß fallen. Doch im Moment bin ich sehr dankbar darüber, wie alles einfach so passiert. Das kenne ich noch nicht und es ist neu für mich, dass tolle Dinge passieren können ohne große Planung und Strategien, wie man etwas erreichen kann, was man so unbedingt will.
Ich wollte so unbedingt los, jetzt werde ich die nächsten (wahrscheinlich?) gut 4 Wochen aus meinem Rucksack leben. Und ich freue mich so sehr!
Alles, was ich hier schildere, hört sich so klein, so nichtig an. Aber für mich ist es das nicht. Es wird mein Leben nicht verändern, aber es wird eine neue Erfahrung, die ganz alleine mir gehören wird, weil ich sie bewusst nicht permanent teilen möchte. Dazu demnächst mehr.

Und doch werde ich mir wohl irgendwann ein Interrail Ticket kaufen. Da bin ich mir ganz sicher.

Wort zum Samstag 
"Der Ausgangspunkt für die großartigsten Unternehmungen liegt oft in kaum wahrnehmbaren Gelegenheiten." - Demosthenes 

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